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Wortakrobat mit leisen Tönen und scharfer Zunge

Kabarettist Uli Masuth begeistert im Schüttekeller mit geistreichen Pointen und regt zum tiefgründigen Nachdenken an

Bühl – Auch für Menschen, die sich nicht dem allgemeinen Trend des Fasnachtens anschließen, gibt es die wunderbare Möglichkeit, zu Lachsalven über höchst geistreiche Pointen hingerissen zu werden.
Dafür ist der Bühler Schüttekeller der richtige Ort und Uli Masuth der dafür zuständige Wortdesigner. In seinem aktuellen Programm droht er damit, sich von der Kabarettbühne zurückzuziehen. Was man nicht wirklich hofft, denn mit welcher Energie und schier unglaublich scharfer Klinge er das aktuelle politische oder menschliche Geschehen beim Satireschopf packt, macht staunen.

Gleich vorneweg lässt er zeitnahe „Entgleisungen“ in seiner lässigen Art als Wortakrobat ins offene Messer laufen, in jenes, das die Protagonisten der Politiker-Szene oft selbst in Händen halten. Da versteht man dann schon, dass der blaublütige „Selbstverteidigungsminister“ seiner Kopierlust nicht bewusst ausgeliefert war. Schließlich leidet Herr von und zu Googleberg unter einer anhaltenden Bewusstseinstrübung. Wenn der hessische Ministerpräsident meint, dass wir andere Probleme als vergessene Fußnoten hätten, steht ihm Masuth hilfreich zur Seite und benennt gleich die richtigen Probleme: Politiker wie Bouffier nämlich.

Es ist auch schon ein Kreuz mit den Menschen in Nordafrika: Als Diktator kann man es denen einfach nicht mehr recht machen. Trotzdem sind Fortschritte aus muslimischen Ländern zu vermelden. In Saudi-Arabien muss man als Homosexueller damit rechnen, einen wichtigen Körperteil, und zwar den Kopf zu verlieren, trotzdem trifft man sich dort neuerdings mit einem schwulen Außenminister zum friedensstiftenden Pfefferminztee.

Überhaupt – die Triebe! Darüber hat Masuth einiges zu erzählen. Schließlich war er Messdiener und kennt daher die Nöte der katholischen Wort-Gottes-Verkünder. Aber auch jene von Politikern wie eines gewissenlosen Berlusconi, den er schlichtweg als gewöhnlichen Kriminellen mit Testosteron-Überschuss bezeichnet. Mit seinem angekündigten Rücktritt liegt Masuth übrigens voll im Trend. Schließlich hat die Bundeskanzlerin inzwischen mehr Ministerpräsidenten verloren als Lothar Matthäus Ehefrauen.

„Einpacken“ will Masuth auch, weil ihm als Mann die Felle davonschwimmen. Und genau da, wo er genüsslich die veränderten Rollen der Geschlechter seziert, wird Masuth zur kabarettistischen Größe. Denn anders als die Schenkelklopfer des Privatfernsehens, die mittlerweile zur Landplage werden, verfängt er sich nicht in Plattitüden.

Der studierte Germanist setzt leisere Töne dagegen, die ganz nebenbei zum tiefgründigen Nachdenken anregen. Für dieses nimmt er auch mal ein kurzes Schweigen im voll besetzten Schüttekeller in Kauf. Unbestritten nimmt man (frau womöglich weniger) aber seine Meinung zur Kenntnis, dass der Mann als solcher das kompatiblere Geschlecht sei. Wie sonst lässt es sich erklären, dass er sich problemlos mit weitaus jüngeren Frauen kombinieren lässt? Da im unbedarften Publikum Nachholbedarf besteht, erklärt Masuth auch folgerichtig die Gender-Theorie. Die ist nicht ganz einfach zu verstehen, gewinnt in seiner Interpretation aber durchaus an Verständlichkeit. Trotz „Exmannzipation“ durch feministische Erfolge kann dies jeder leicht nachvollziehen. Seltsam ist aber, warum Männer erst dann zum Arzt gehen, wenn dieser nichts mehr ausrichten kann, und vorzugsweise zum Urologen. Masuth hat nicht nur ein Mammutprogramm an Wort-Wahrheiten zu bieten, sondern bedient auch noch ganz ordentlich die Tasten seines E-Pianos. Schließlich war der Mann auch Kirchenmusiker.

Ein gemeinsam gesummtes Weihnachtslied hat man jedoch in der Fasnachtszeit selten erlebt. Zwei Zugaben muss der vehement gefeierte Kabarettist geben, bevor er dann wirklich einpacken darf. Zumindest für dieses Mal.

Von Udo Barth

Bühlot-Acher-Kurier 1.3.2011

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