Von Urologen und wahren Abgründen
Uli Masuth, der Mann, der sich selber als Komponist,
Kabarettist, Klavierist und Kirchenmusiker bezeichnet, präsentierte am Sonnabend im Rahmen der künstlerischen Veranstaltungen im Schloss Etelsen und auf Einladung des Schlossparkvereins sein aktuelles Kabarettprogramm „Ein Mann packt ein“. Zahlreiche Gäste im voll besetzten Festsaal des Schlosses ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, bei der Vorstellung des renommierten Künstlers dabei zu sein.
Wer mit Kabarett allerdings ausschließlich Lachsalven und witzelnde Comedy verbindet, liegt grundsätzlich und speziell bei Uli Masuth erst einmal falsch.
Das heißt nicht, dass man am vergangenen Sonnabend nicht herzhaft lachen konnte.
Allerdings musste man als Besucher schon genau hinhören, denn Uh Masuths durchaus humorvolle Botschaften kommen so ganz nebenbei völlig entspannt im charmanten Plauderton rüber, unbequeme Wahrheiten und Nachdenkliches inclusive.
Ein klassischer Dampfdruckplauderer ist er dabei nicht, ein begnadeter Witzeerzähler auch nicht. Apropos Witze: Seine beiden eingestreuten Urologenwitze, obwohl sie eigentlich nach eigener Aussage gar nicht zum Programm gehörten, kamen beim Publikum wirklich sehr gut an.
Nach dem Motto „Mit dieser Bundesregierung ist Kabarett ein Riesenspaß“ packte Masuth dann ganz sachte, Stück für Stück, seine Botschaften zu politischen Aktualitäten und menschlichen Tiefen aus, wobei die Themen ihm dabei scheinbar
mühelos zuflogen.
Wenn er über den ausgeschiedenen Bundespräsidenten und seinen „Ehrensold“ (oder
vielleicht besser „Abwrackprämie“) sprach oder auf den bis heute in Deutschland fahrlässig unterschätzten Rechtsextremismus und auf die in diesem Zusammenhang dilettantische Rolle des Verfassungsschutzes zu sprechen kam, legte er den Finger in die Wunde und erzeugte dabei durchaus Betroffenheit. Dabei arbeitete er die Themen
nicht komplett ab, vielmehr ließ er durchaus (und wohl gewollt) offene Fragen zurück, die zum inhaltlichen Nachdenken auffordern.
Ob Eurokrise („Das Problem bei den Finanzen ist das Geld – und das durch die Bank“) und das finanziell marode Griechenland, die geplante zukünftige EU – Erweiterung mit den „Bettvorlegerstaaten“ Rumänien und Serbien, ob die Krise der FDP und ihres Vorsitzenden Philip Rösler („Je stärker wir kritisiert werden, umso stärker werden wir“), alles kam auf das Trapez und wurde humorvoll bis hintersinnig-sarkastisch beleuchtet.
Aber nicht nur die große Politik, auch die geänderte Rolle von Mann und Frau in Familie, Beruf, Staat und Gesellschaft wurde köstlich problematisiert. Von „Frauen können sowieso alles besser“ bis hin zu den so genannten „aggressiven Fortpflanzungsstrategien“ unserer ausländischen Mitbürger à la Thilo Sarazzin kam alles zur Sprache.
Mit von der Partie, allerdings nur imaginär und irgendwie im Geiste, war Frau Masuth:
Die soll, so Ehemann Uli, mal in seine Fußstapfen treten und das Kabarett fortführen, wenn der große Meister und Ehegatte der großen Bühnenpräsenz einmal müde sein sollte.
Das allerdings kann und mag man sich angesichts der erstklassigen Vorstellung von Uli Masuth, dem Mann am Klavier ohne Gesang, im Etelser Schloss nur schwerlich vorstellen.
Von Hans-Ulrich Knopp
Etelsen 19.3.2012
Zurück