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Schwungvolle Triebe statt Liebe.

Uli Masuth teilt in bester kabarettistischer Manier in alle Richtungen aus

LENGERICH – Nie platt, geschweige denn billig-ordinär, dafür aber manchmal mit einem leicht gehässigen Lästern über alle Dinge in dieser Welt: Uli Masuth verstand es, seine knapp 100 Zuhörer in der Gempt-Halle in seinen Bann zu ziehen. „In finsteren Zeiten wollen die Leute etwas Erhellendes hören“, schmunzelte der Kabarettist mit einem Augenzwinkern. „Fast schon_ •wiodor-emg ausverkaufte Veranstaltung, wo ich sonst doch nur vor fünf bis zehn Zuhörern auftrete“, verkalauerte er das Publikum. „Aber anspruchsvolles Kabarett wurde immer schon für eine kleine Elite gespielt.“

Eigentlich bekam jeder Mittwochabend sein Fett weg. Masuth verstand es, in bester kabarettistischer Manier Groteskes aus seinen rhetorischen Winkeln hervorzuzerren und es allen breit unter die Nase zu schmieren. Ach ja, das Lengericher Publikum: Andrea hatte es ihm besonders angetan. Sie bezog er immer wieder in seine Dialoge mit ein. „Andrea, wie gefällt Ihnen das Programm? Gut! Dann zeigen Sie das auch mal ihrem Gesicht“, so setzte der Künstler seine Pointen.

Zum Beispiel die Präsidentenwahl in den USA: „Der Bush verkündet den Kampf gegen den Terrorismus und schon gibt es genug Deppen, die ihn wiederwählen.“ Immer wieder bemüht er die Bundesrepublik „Jammerland“: „Reformen ja, aber nicht bei mir“. Und die Politik, die sei ja sowieso ein Buch mit sieben Siegel: Hartz, für wen? Arbeitnehmer würden immer weniger und wer kümmere sich schon um Randgruppen.

„Glaube, Hoffnung, Triebe“, so der Titel seines Programms, ist angelehnt an angelehnt an „Glaube, Hoffnung, Liebe“.‘ „Die Triebe bringen aber mehr Schwung ins graue Einerlei“, begründet Masuth die Abwandlung des Slogans. Eine Tatsache, die absonderliche Kreaturen hervorbringen würde wie beispielsweise den Krieg-Spielen-Trieb von Donald Rumsfeld.

Nicht nur rhetorisch präsentiert sich der Kabarettist auf der Höhe, er versteht auch sein Handwerk als Pianist. Immer dann, wenn er das Gefühl hatte, das Publikum brauche eine Verschnaufpause, griff er in die Tasten. Bemerkenswert seine Klavierballade „Ein südfranzösisches Murmeltier träumt vom Fliegen“.

Immer wieder gelang es dem einfallsreichen Rollenkünstler durch bissige Einleitungen die Nachdenklichkeit zu erzeugen, die das Publikum erwartete. Ob einfallslose Lehrer, dicke Kinder, taube Kulturamtsleiter, fast jeder bekam sein Fett weg. Ein gelungener Mix, der reichlich Beifall
fand.

Detlef Dowidat

Westfälische Nachrichten

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