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Mit feinem Humor und viel Ironie

Kabarett mit Uli Masuth im Hohenstaufensaal in Annweiler

Mit offener oder versteckter lronie die vielen Unzulänglichkeiten unserer Zeit aufdecken – Uli Masuth, angekündigt als einer der gegenwärtig gefragtesten Kabarettisten, ließ am Samstag auch im Hohenstaufensaal von Annweiler seinem Talent zur Persiflage die Zügel schießen. Querfeldein bewegte er sich unverhohlen durch alle Sparten, was Politik, Wirtschaft und Gesellschaft betraf, wies spöttisch mit dem Finger auf die dort sich vollziehenden Dummheiten. Das Publikum war gefordert und reagierte verblüfft.

Masuth benutzte dabei nicht den groben Keil. Gemäß seinem Motto „Und jetzt die gute Nachricht“ setzte er eher auf die den lntellekt ansprechenden leisen Töne. Sein geschliffener Redefluss, die Vielzahl von Wortverdrehungen von hintersinnigen Wortspielereien bewiesen, dass er sein Metier beherrschte wie kaum ein anderer: „Bitte, missverstehen Sie mich richtig!“ Stets bediente sich Masuth eines ausgeprägt feinen Humors, der eher zum Schmunzeln und Nachdenken verleitete denn zum spontanen Gelächter. Nein, er wolle das Publikum schonen und nicht vergraulen. Aber müssten gute Nachrichten unter Kabarettisten nicht einem künstlerischen Selbstmord gleichgesetzt werden, fragte er sich. lm Gegenteil, das Glücksgefühl der Deutschen wachse doch mit den schlechten Nachrichten. Er schieße jedenfalls nicht mit Munition, die gleich alles kaputt mache. So blieb er seinen Grundsätzen treu und begleitete seine Rede musikalisch ähnlich dezent auf dem Keyboard.

Gleichwohl verstand es Masuth auszuteilen. Politiker wie Roland Pofalla kamen schon zu Anfang dran: „Niemand ist vollkommen nutzlos“. Oder über die beim Skifahren gestürzte Kanzlerin: „lch hätte nichts über einen politischen Sturz gehabt“. Dafür aber gleich Peer Steinbrück als Bundeskanzler? Bei dem Gehalt hätte er sich ja einen Nebenjob suchen müssen! Dank der Agenda 2010 des „Testosteron-Gerhard“ gehöre Deutschland zu den ersten Niedriglohnsektoren Europas. Demgegenüber besitze ein Zehntel von einem Prozent der Bevölkerung 24 Prozent des Gesamtvermögens. Leider gebe es keine Vermögenssteuer mehr, die die Herren etwas entlasten könnte. Mit dem Geld sei das überhaupt so eine Sache: 30 Millionen koste den Bürgern der halbfertige Flughafen in Berlin im Leerbetrieb, so viel wie ein Limburger Bischofssitz. Frei nach Ulbricht lasse sich wohl feststellen: Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu errichten. lmmerhin habe sich Angela Merkel als die Erfinderin der marktkonformen Demokratie ausgewiesen. Die Politik werde somit vom Geld am Nasenring durch die Manege gezogen.
Masuth sparte kaum ein aktuelles Problem aus, so den wachsenden Fachkräftemangel, selbst in der Regierung. Tröstlich jedoch, dass Deutschlands Bevölkerung wieder wachse dank lnterventionen von außen. Auch Seehofer habe nichts gegen die Ausländer. Er halte sogar an dem Begrüßungsgeld fest, mit der Autobahngebühr. Wozu einen Mindestlohn einführen? Wolle man das praktizierte Lohndumping gar mit Steuergeldern subventionieren?

Unter anderem nahm Masuth die zunehmende Verarmung der Sprache aufs Korn, geißelte den Abküzungsunsinn, wodurch die Rechtschreibung erledigt sei. Verbreitet,,lese“ man zudem nur noch Hörbuch und fördere damit die Legasthenie. Die Zuschauer entließen ihn nach gut 2 Stunden mit langanhaltendem Applaus.

Pfälzer Tageblatt 14.1.2014

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