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Kabarett mit anspruchsvoller Botschaft

Uli Masuth präsentierte feinsinnige Analysen allgemeiner Miseren

FLÖRSHEIM (gar) – Sie kennen Uli Masuth noch nicht? Das wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch ändern. Vorausgesetzt natürlich, Sie haben ein Faible für feinsinnigen Humor, der so gar nichts mit der quotigen Zotenmasche leider vieler populärer Stand Up Comedians gemeinsam hat. Uli Masuth rasselt nicht mit dem Säbel, das ist seine Sache nicht. Er arbeitet lieber mit dem Degen. Ja noch lieber mit dem Skalpell. Da wird feinsinnig analysiert und kommentiert. Ja sogar manche treffliche Pointe der zu vermittelnden Botschaft geopfert.
Richtig. Uli Masuth hat etwas zu sagen. Eher leise, eher betulich. Aber trefflich. Die Beichte ist durch die moderne Psychotherapie ersetzt worden. Der Unterschied zwischen dem Roten und dem Toten Meer? Durch das eine marschierten die Israelis, im anderen planschen die Neurodermitis-Kranken. Und Deutschlands Schüler halten einen Dreisatz im besten Falle für eine Disziplin in der Leichtathletik.

Uli Masuth am Freitagabend im Flörsheimer Keller. Vor leider nur gut 60 zahlenden Zuschauern. Aber der Mann lässt sich davon den Abend nicht verleiden. Nein, er macht aus der leidlichen Not noch eine Tugend, sprich ein Witzlein drüber: „Vor zehn Zuschauern gespielt, das habe ich nur ganz selten… Meistens waren es weniger.“ Der Komponist, Kabarettist, Klavierist, Kirchenmusiker und Förderpreisträger ist, es sei noch einmal betont, ein Mann, der im Zweifelsfall die Pointe der Botschaft opfert. Das hebt ihn ab vom Einerlei. Ist eine echte Stärke. Nein, damit hat er es alles andere als leicht in einer geistig zunehmend verflachenden Zeit. Uli Masuth, das ist ein Stand Upper von echtem Schrot und Korn. Der sein Publikum kurzerhand zum Komplizen macht, wenn er aufbricht, der Dickschädeligkeit subtil und pointiert den Kampf anzusagen. Nach einer üppigen Portion Kopfarbeit gönnt er den Gästen des anspruchsvollen Kabarettabends stets eine kleine Auszeit. Begibt sich ans Klavier, klimpert (pardon: spielt) ein paar gefällige Takte. Um dann Anlauf für den nächsten Exkurs, die nächste Abrechnung in Sachen allgemeiner Misere zu nehmen.

Uli Masuth bleibt bei seinen stets trefflichen Analysen stets beherrscht. Das Trommeln, das
Rütteln ist seine Sache nicht. Und deshalb wird er wohl auch nie auf den ganz großen Bühnen zu finden sein. Er verdreht sich nicht. Uli Masuth ist kein Effekthascher. Ein echter Gewissenskonflikt. Endlich mal einer, der wirklich was zu sagen hat. Mehr als Mittermeier und Priol zusammen. Obschon letzterer ein wahrlich Großer seiner Zunft ist. Uli Masuth benötigt laut Programminfo „ein Stück Streuselkuchen (handtellergroß und vom örtlichen Bäckermeister) oder wahlweise ein Stück Plastikstreuselkuchen (vom Aldi oder egal)“ auf der Bühne. Viel zu bescheiden. Eine dralle, üppige, creme- und kirschwasserstrotzende Schwarzwälder hätte er verdient.

„Glaube, Hoffnung, Triebe“ nennt sich sein aktuelles Stück, bei dem Hilde Schneider Regie führte. Kann dieser Uli Masuth auch so richtig böse sein? Er sollte es sich angewöhnen. Etwas mehr Bosheit täte seinem Programm gut. Wer etwas zu sagen hat, der möge es auch tun. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Main Zeitung

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