Zurück

Uli Masuth teilt aus und packt ein

ETTENHEIM. Da kann Mann einpacken:
Die Ex-Mann-zipation ist nicht mehr aufzuhalten, fürchtet Kabarettist und Pianist Uli Masuth, die letzte Schlacht im Geschlechterkampf ist für das vermeintlich starke Geschlecht verloren. Das hat der Duisburger versucht mit einer Bühnenschau zu verarbeiten, mit welcher er Samstagabend im KKW gastierte – „Ein Mann packt ein“.
„Die Antwort auf die Frage, wie man so ein Programm schreibt, ist Alkohol“, räumt Uli Masuth ein, nachdem er in der Pause das Publikum im voll besetzten KKW hat warten lassen, um seelenruhig
ein Pils zu leeren. Ja, mit der Männlichkeit ist es vorbei, endgültig. Selbst in der Pause fällt Masuth nicht aus der Rolle des alternden Chauvinisten in der Mittellebenskrise, den zwei, drei Jahrzehnte Ehe
gründlich desillusioniert haben. Das macht seinen Auftritt so authentisch, so greifbar, mitfühlend – und überaus komisch.
Man sollte annehmen, der Geschlechterkampf als Kabarettthema ist so ausgelutscht, wie die Kreativität des Privatfernsehens, in welchem die alten Kamellen des uralten Zwistes zu billigen Witzen
rundgelutscht werden. Wäre da nicht Masuth. Der Herr im geschmeidigen Anzug, ansatzweise gelichtet, Dreitagebart, brusttief aufgeknüpftes Hemd, der da geknickt am Klavier kauert, kalauert nicht, seine besten Pointen erreicht er gar mit dem, was unausgesprochen bleibt. Immer wieder blitzen seine Machoallüren durch, etwa wenn er erzählt, wie ihn seine Frau – die er stets nur Frau Masuth
nennt – zum Paartanzkurs schleift, dort aber beim Tango das Kommando abgeben muss. Doch immer wieder verliert er, der Mann, der mit Viagra aus dem Internet seinen verbliebenen Rest Männlichkeit
zu stützen versucht, letztlich aber doch ein Schlappschwanz bleibt. Was ihm bleibt, ist Sarkasmus von der ganz bitterbösen Sorte. Mit diesem werden auch Hiebe auf Merkel, Bush, Hitler oder Fernsehköche und Komfortgeländewagenfahrer im Allgemeinen verteilt. Der Geschlechterkampf dient ihm nur als Rahmen, um mal hart, aber selbstgerecht seine Meinung vorn Stapel zu lassen.
Weil er dabei sich selbst und seine Geschlechtsgenossen so souverän nicht ernst nimmt, dennoch überzeugend ernst mimt, entwickelt Masuth eine so scharf wie hintersinnig geschliffene Tragikkomik, die seine Schau so genial macht.
Wenn jeder Mann seine Mittlebenskrise so verarbeiten würde, gäbe es weniger Kriege, Motorradunfälle und Blondiertes in der Welt – und viel mehr zu lachen. Aber Uli Masuths Klasse ist wohl einzigartig.

Stefan Merkte

Ettenheimer Bote 22.6.2009

Zurück