Zurück

Ein Mann packt ein

So groß und blond und blauäugig und braungebrannt, wie sich Kabarettist Uli Masuth im Kloster in Herbrechtingen präsentierte, mag man kaum glauben, dass er Probleme mit Frauen haben könnte. Hat er aber – wenngleich ganz andere als etwa das, eine zu bekommen.

Nein, Uli Masuth räumt auf mit dem Mythos vom weiblichen Gutmenschen, der dazu geführt hat,
dass Männer zu reinen Arbeits- und Zahlsklaven degradiert worden sind, dass nichts Gutes über
Männer und noch weniger Schlechtes über Frauen gesagt werden dürfe. Als überzeugter Maskulinist hat Uli Masuth selbst gestandenen Kerlen wie Alice Schwarzer den Kampf angesagt. Schließlich muss Schluss sein mit maßlos überzogenen Frauenvorstellungen, die den ganzen Mann und den galanten Gentleman nur noch dann beansprucht, wenn sie einen Tango-Kurs für sechs Abende gebucht hat. Dann muss Mann die geforderte machoeske Haltung mühsam zurückerobern, die doch beim Bügeln und Kochen schon ganz verloren gegangen ist. Überhaupt, das Kochen: Früher, schwärmt Masuth, war Essen ein Teil des Vorspiels, heute ist es der Akt an sich, denn schon bei der Zubereitung verausgabe sich der Mann derart, dass heim Nachtisch die Frage kommt: „Wie war ich?“

Wenn Uli Masuth redet, dann ist das kein Dahinplappern, kein Dampfplaudern, sondern das
sind wohlüberlegte Sätze und Formulierungen, die er mal verführerisch elegant, mal schneidend ironisch über rund zweieinhalb Stunden leichthin serviert. Mit dem Ergebnis, dass das Publikum – das Parlatorium ist ausverkauft – an den Lippen des Weimarers geradezu hängt. Auch die Frauen, obwohl die nach Aussage Masuths keinerlei Humor haben.

Von Masuths Programm „Exmannzipation – Ein Mann packt ein“ waren derlei Sprüche freilich
zu erwarten. Es kamen aber noch allerhand Themen mehr zur Sprache. Grassierende ..Rücktrittssucht
unter Politikern beispielsweise, von welchen Masuth ganz besonders einen vermisst: Edmund Stoiber, den großartigen Kollegen. Und wie der Kompromiss bei Stuttgart 21 lautet, das weiß Masuth auch: Stuttgart 10,5 beinhaltet den Bahnhof oben und die Stadt unter der Erde.

Der Kabarettist schreckt auch nicht davor zurück, Sachen zu sagen wie „Ein wirtschaftlich so
erfolgreiches Land wie Deutschland hat ein Recht darauf, Ansawitz zu vergessen“ und „wenn die
Rechten wieder rankommen sollten, können wir hoffen, dass wir wieder einmal nichts mitbekommen“.
Der Abend mit ihm jedenfalls kann durchaus als Angriff gegen die Verblödung gesehen werden –
das Programm mit all seinen Zwischen-, Unter- und Klaviertönen hat so richtig gesessen. Und das
Quiz um das gefühlte Gefühl, mehrfach angekündigt, stets davon abgekommen, das kann Uli Masuth ja beim nächsten Besuch spielen.

Heidenheimer Neue Presse 9.11.2010

Zurück