Der vom Aussterben bedrohte Mann
Kabarett Uli Masuth rechnet in Sonthofen scharfzüngig und sarkastisch mit den Frauen ab
Da haben wir es mal wieder: Schuld sind in letzter Zeit wohl immer die Frauen. Sie wimmeln inzwischen
immer mehr in der Regierung und in Führungspositionen herum, sie sind schon in der Schule immer die besseren in Frage Notenverteilung und nun verdrängen sie auch noch die männlichen Kabarettisten.
Uli Masuth reicht es jetzt. Er verabschiedet sich in seinem neuen Programm von seinem Kabarettistendasein: „Ein Mann packt ein.“ Warum? Weil „Frau Masuth“ ab nun das Bühnenzepter in die Hand nimmt Doch vorher räumt der Wahl-Weimarer in der Sonthofer Kultur-Werkstatt noch einmal so richtig auf.
Der klagende Ton
Uli Masuth bleibt wohl nichts anderes mehr übrig, als abzurechnen – und das gehörig. Er unternimmt einen großen Kahlschlag im weitläufigen Wald der kabarettistischen Themengebiete. Seine größten Waffen sind dabei sein scharfzüngiger Sarkasmus, seine illustre Ironie und sein tiefschwarzer Humor. Dabei greift der ehemalige Organist auch immer beherzt in die Tasten des Klaviers. Melodiös und mit
gezielten Akkorden untermalt er seinen Monolog und spricht auch einmal musikalisch aus, was des
Deutschen Lieblingstonart ist: Moll.
Deswegen wird auch sogleich Joseph Haydns Melodie des Deutschlandliedes umtransponiert: Von Es-Dur nach c-Moll, denn die klagenden Töne sind hier deutlich treffender. So schlägt Uli Masuth intellektuelle Schlachten auf hohem Niveau. Dabei bekommen nicht nur die Frauen und Feministinnen ihr Fett ab. Fern vom üblichen Kreislauf der intergeschlechtlichen Begebenheiten beleuchtet er die Seite der vom Aussterben bedrohten Männer und fragt im Zuge der Gleichberechtigung auch gleich die neue Freundin seines Juniors: „Können Sie meinen Sohn denn auch ernähren?“ Für einen Silberstreifen am Horizont sorgt da aber überraschenderweise wieder seine liebe „Frau Masuth“. Die hat ihrem Mann nämlich aus fast reiner Selbstlosigkeit einen Tangokurs geschenkt und ihm damit eine völlig neue Welt eröffnet: Im Tango führt nämlich der Mann, und hier darf er auch wieder Macho sein: „Artfremde Tätigkeiten“ wie Bügeln oder Kochen sind damit für den Tango tanzenden „Maskulisten“ passe.
Die Hiebe sitzen
So kann er sich stilsicher wieder den klassischen Kabarettthemen widmen und bewegt sich behände und spitzzüngig auf dem heißen Parkett der Politikkritik. Beim rasanten Abgrasen der Themen vom „blaublütigen Kopiererbaron“ über die „Stimme Europas“ in Person von Günther Oettinger bis hin zum Rücktrittsreigen der Minister jagt eine Pointe die nächste und doch reicht jeweils nur ein kurzer Anriss. Die Hiebe sitzen, schwingt doch vieles dermaßen ungesagt mit, dass nicht nur die Lacher, sondern auch vielsagendes Kopfnicken der Zuhörer den feinsinnigen Wortwitz quittieren.
Ob „Frau Masuth“ da mithalten kann? Vielleicht muss sich Uli Masuth doch noch nicht so schnell vom Kabarett abwenden und darf beim nächsten Mal wieder auspacken.
Von Bettina Buhl
Allgäuer Anzeigeblatt 21.9.2011
Zurück