Der Musik-Kabarettist Uli Masuth ist im Kampf der Geschlechter unterlegen
Im Rosenthal-Theater in Selb zieht er die Bilanz: „Gefühle gehen auf die Leber“!
In Zeiten der „Exmannzipation“ haben es „Maskulisten“ schwer. Kabarettist Uli Masuth jedenfalls hat den Geschlechterkampf verloren, seine Abschiedsvorstellungen hat er wehmütig „Ein Mann packt ein“ betitelt. Bald wird er die Bühne endgültig räumen müssen. „Frau Masuth“ will dann an seiner statt weitermachen. Es ist wie überall: Frauen übernehmen das Ruder.
Am Freitag im kleinen Saal des Rosenthal-Theaters hob Uli Masuth zur Generalklage an, in des Deutschen liebster Tonart: Moll. Der gelernte Kirchenmusiker, der, so wird gemunkelt, die Lizenz zum Orgeln verlor, als er die Predigt mit „Je t’aime“ untermalte und die Kommunionkinder zu „Highway To Hell“ aus der Kirche ziehen ließ, begleitet seine Texte am Klavier, ohne zu singen. Musik und Sprache gehen eine enge Symbiose ein, unterstreichen sich gegenseitig oder bäumen sich in reizvollen Konflikten gegeneinander auf.
Weltsicht in Moll
Die Weltsicht in Moll hält Masuth allerdings nicht lange durch. Sein charmantes Lächeln setzt sich
schnell durch, sein spitzbübisches Grinsen, manchmal auch lauthalses Lachen: „Ich musste da gerade an einen tollen Witz denken. Aber – der gehört nicht zum Programm.“ Die Zuhörer kommen dennoch auf ihre Kosten. Masuth bohrt leise, aber tief in den Wunden der Gesellschaft. Topaktuell ist natürlich der Angriff der spanischen Killergurken. Vor der Bedrohung aus dem Gemüsebeet sollte man sich selbst bei Gesichtsmasken in Acht nehmen, rät er. EHEC hat Fukushima aus den Schlagzeilen verdrängt. Die Klimakatastrophe, Nachrichtenschocker des letzten Jahres, ist sowieso längst zu heißer Luft geworden. Schnee von gestern, sozusagen, „vor allem, seit die Politik erkannt hat,
dass man Erderwärmung durch soziale Kälte ausgleichen kann“.
Während Regierungsmitglieder ihre Restlaufzeiten durch das Abschalten von Atomkraftwerken zu
verlängern trachten, halten Ehen immer kürzer. Zwischen Männern und Frauen laufe es eben nicht mehr rund, analysiert Masuth. „Noch eine Scheidung, und Joschka Fischer liegt gleichauf mit Heinrich VIII. – Der Kabarettist und seine Frau – wie viele andere auch „Eltern eines allein erziehenden Kindes“ – pochen bei der Auserwählten ihres Stammhalters verständlicherweise auf Sicherheit: „Fräulein, können Sie meinen Sohn denn auch ernähren?“ Bei emotionalen Problemen, gesteht Masuth, setze er sich oft ans Klavier. „Noch öfter aber an die Theke.“ Sein Fazit: „Gefühle gehen nicht ans Herz, die gehen auf die Leber.“
Doch er sieht Licht am Ende des Tunnels: Frau Masuth hat ihm – für sich – einen Tango-Tanzkurs geschenkt. „Das hat mein Leben verändert.“ Zuvor habe er sich mühsam den Macho wegtherapieren lassen, um schließlich „artfremde Tätigkeiten“ wie Bügeln oder Kochen zu erledigen. Doch jetzt, als frisch gebackener Tangotänzer, kann sich der „Maskulist“ das nicht mehr erlauben. Mit dem Testosteron-Schub aus den argentinischen Bandoneon-Tönen mutiert der große Blonde mit den blauen Augen zum Latin Lover, man sieht Frau Masuth vor sich, wie sie wehrlos in seinen starken Armen zerfließt. Der Kampf der Geschlechter, vielleicht ist er doch nicht endgültig entschieden.
Von Andrea Herdegen
Frankenpost 30.5.2011
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