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Den Frauen gehört die Zukunft

ESCHWEGE.
Er ist Anfang fünfzig, gebürtiger Krefelder und Wahl-Weimarer. Er hat Germanistik und Musik studiert und beides kommt ihm bei seiner Spätberufung (er war schon über vierzig) als Kabarettist zugute: sprachlich wie am Klavier macht er eine exzellente Figur. Uli Masuth, der am Samstag in einer Veranstaltung der Kulturinitiative Werratal im Rathaussaal auftrat, ist in der bundesrepublikanischen Kabarettlandschaft eine eher untypische Erscheinung: ein in Plauderton leise Sprechender, der ohne grelle Komikeffekte das Publikum intelligent bestens unterhält. Und auch seine Einlagen am Klavier sind eher untypisch.

Der Klavierist, wie er sich nennt, der lange Jahre als Kirchenmusiker tätig war, benutzt das Instrument als kaum von Wörtern begleiteter Ausdrucksverstärker und drückt so Gedanken aus, die sich kaum in Worte fassen lassen: so, als er das Deutschlandlied in einer verfremdeten Moll-Version spielte. Sein Programm heißt „Ein Mann packt ein“ und ist eine Art melancholischer und herrlich humorvoller Abschied von der Mann-bestimmten, sprich: machoistischen, Welt. Denn die (deutsche) Welt wird in einem schleichenden, unaufhaltsamen Prozess immer mehr Frauen-bestimmt – Kanzlerin und Bisehörinnen sind nur die Spitzen des sich ausbreitenden weiblichen Eisberges.

Vor diesem Schwanengesang auf die maskulinen Werte beschäftigte sich Uli Masuth im ersten Programmteil hauptsächlich mit der Tagespolitik – leise und schwarzhumorig boshaft. Natürlich war die Regierung das Hauptziel der vergifteten verbalen Pfeile („der Kanzlerin sind in kurzer Zeit mehr Ministerpräsidenten abhanden gekommen als Lothar Matthäus Ehefrauen“) aber auch Sarrazin und „die bekannteste deutsche Blondine“, Erika Steinbach neben Westerwelle und Co. waren Ziel seines Spotts. Und der frühere Messdiener Masuth rechnete mit den Missbrauchsfällen in der Kirche besonders leidenschaftlich ab. Der Kabarettist, der im verhältnismäßig kleinen Saal erfolgreich oft den direkten Kontakt mit dem Publikum pflegte, beendete den Abend mit einem Exkurs über das „Tabuthema“ Viagra – und dabei nahm er, wie sonst auch, kein Blatt vor den Mund. Und dann packte er wie angekündigt ein. Er will von der Bühne abtreten und das Kabarettmachen seiner Frau überlassen. Sie kann es sowieso besser – und den Frauen gehört die Zukunft.

Von Francisco Pujiula

Werra Rundschau 20.9.2010

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