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Boshaftigkeiten-Plauderer mit Brokatstimme

Charmanter Sarkast, lächelnder Misanthrop, verzweifelter „Mauskulist“: Kabarettist Uli Masuth begeistert im „teatr dach“ Merrdorf

VON ULRICH JASCHEK
Wendeburg-Meerdorf. Es ist als Entree für katholische Nachwuchs-Bühnenstars unverzichtbar: Das Ministranten-Amt. Oskar Lafontaine, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt – und auch Kabarettist Uli Masuth, Gast unter Ali Schultzes „teatr dach“, diente es als Sprungbrett in die mediale Unterhaltungskunst. Masuth krönte sein liturgisches Engagement übrigens als Kirchenmusiker in der Duisburger St.-Josef-Gemeinde und wechselte kürzlich die Fronten. Als Saulus tingelt er jetzt durch die Lande und über Fernsehbildschirme und massiert Pfeffer in die blutenden Wunden der Gesellschaft – und zwar derart genüsslich, dass sie vor Schmerz immer wieder laut auflacht. Und wie schön für ihn: die Zeiten seien gut – fürs Kabarett.

Schwarz-Gelb in Berlin – grandiose Aussichten für die Spötter-Branche. Kein Grund eigentlich für „Ein Mann packt ein“ – das neue Programm vom Boshaftigkeiten-Plauderer mit der Brokatstimme, die er auch unter dem räumlich übersichtlichen „teatr dach“ mit elektronischer Verstärkung schont.

Einpacken? Sein letzter Auftritt sei jener in Meerdorf – als Mann habe er den Geschlechterkampf verloren und würde künftig „Frau Masuth“ die Bretter überlassen, weil sowieso überall inzwischen Frauen den Ton angäben: Als Bischöfin, Bundeskanzlerin oder sogar als Fußballweltmeisterinnen forcieren sie die Ex-Mann-Zipation.

Wen wunderts also; wenn Masuth selbst im Wartezimmer seines Urologen in der Zeitschrift „Emma“ blättern muss und erfährt, dass die meisten Mäddchen das Abitur und die meisten Jungs auf der Hauptschule Karriere machen. Außer dem pomadigen Baron zu Guttenberg vielleicht, für dessen Eltern ohne Frage ein „genetischer Hauptgewinn“. Unaufhörlich sprudelt es aus ihm heraus, geschliffen, im Plauderton mit sparsamer Mimik. Wie auf dem Laufband einer Pointenfabrik setzt Masuth seine Kabarett-Produkte ab, schmückt nach Gutdünken das eine oder andere mit Realsatire, dass einem vor Entsetzen die Luft zum Lachen wegbleibt – seinen sorgsam gezielten Überlegungen über Rechtsradikale bespielsweise. Aber alle bekommen ihr Fett weg: Politik, Frauen, übergewichtige Kinder, der Deutsche, die Rentner. Aber mit seinem katholischen Ex-Brötchengeber hat er überhaupt kein Erbarmen und schüttet einen Kübel Frust über die dort zweifellos ebenfalls vorkommenden Unzulänglichkeiten aus.

Ansonsten? Humor und Frauen, Viagra und Sex im Alter – all die Dinge also, über die man eher flüstert. Masuth aber flüstert nicht, er streift lediglich mit stakkatohafter Wortwahl Gedanken und überlässt deren Entwicklung den Denkzentralen im Parkett.

Masuth gibt sich meist als charmanter Sarkast, zuweilen als lächelnder Misanthrop, einmal als verzweifelter „Maskulist“ und erkennt: „Frauen sind zu allem fähig.“ Außer zu Humor – warum sonst legten sie bei Männern darauf größten Wert?

Fragen – aber auch Antworten: Zur Haltbarkeit von Ehen beispielsweise. Zwar würde heute jede dritte geschieden, während die meisten katholischen Priester über Jahrzehnte mit ihrer Haushälterin zusammenblieben. Der Ex-Messdiener denkt zu Ende: Was verboten sei, funktioniere also viel besser. Womit er beweist: Schon als Ministrant hat er gut beobachtet.

Peiner Allgemeine 30.10.2009

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