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„Bankster“ und weitere Krisenherde

Kabarettist Uli Masuth im Scherzheimer Hoftheater

Lichtenau-Scherzheim (ane). Wenn Banker und Gangster zu Bankstern verschmelzen, die Nation von Krisen geschüttelt wird und Rainer Brüderle sich den zweiten Vornamen „in vino veritas“ erarbeitet, dann ist es Zeit, das Uli Masuth die Sache in die Hand nimmt und bei einem Slalom durch politische Steilvorlagen und Dauerbrenner wie Atomkraftwerken auch gleich noch dem „verstrahlten Mappus“ eins auf die Mütze gibt.

„Wobei“, so meinte das charmante Lästermaul mit einem Anflug von geheucheltem Mitleid, „den hat Baden-Württemberg ja inzwischen schon selbst abgeschaltet.“ Mit derart klaren Ansagen machte der Kabarettist und Musiker bei seinem Wochenend-Gastspiel in Scherzheims Hoftheater vom ersten Moment an deutlich, wohin die verbale Reise bei „Ein Mann packt ein“ gehen würde. Und er enttäuschte sein Publikum nicht. Dieses hielt vielmehr zuweilen den Atem an und ließ die harte Hiebe kurz wirken, bevor gelacht wurde. Denn Masuth versteht sich auf die filigrane Strategie, Schlachten intellektuell auszufechten.

„You say it best when you say nothing at all“ war eine Feststellung, die Ronan Keating schon ganz hoch in die Hitparaden katapultierte. Eine Kunst, auf die sich Masuth übrigens bestens versteht. Denn vieles lässt er derart ungesagt in der Luft nachschwingen, dass so manchem die Ohren heftig klingen. Melodiös, versteht sich. Denn immerhin ist er als ehemaliger Organist in der „richtigen“ Kirche im Umgang mit Tasteninstrumenten versiert. So machte er sich immer wieder das Klavier zu Nutze, ohne dabei im eigentlichen Sinne zu singen. Vielmehr unterlegt er seine Erzählungen mit Harmonien, die runter gehen wie Öl und übrigens aus seiner eigenen Feder stammen. Und selbst wenn es gelogen wäre, wen interessiert das schon wirklich, gab er gleich noch einen kleinen Seitenkick in Richtung des „blaublütigen Kopierers“.

Harte Worte und sanfte Töne, dafür war Masuth schon bekannt, bevor er die Kabarett-Szene zu erobern begann. Doch damit ist jetzt endgültig Schluss, bringt er den Tenor zurück auf den Titel des Programms. Ja und warum packt ein Mann denn nun ein – fragt sich unweigerlich der Zuschauer und bekommt auch prompt eine Antwort darauf. Frau Masuth steckt dahinter. Denn das weibliche Geschlecht ist auf dem Vormarsch. Warum also auch nicht die eigene Gattin zum Zug kommen lassen. Die Welt steht ohnedies Kopf. Oettinger wird zur deutschen Stimme Europas, während die Saudis, bei denen Homosexualität mit der Todesstrafe geahndet wird, mit Guido Westerwelle Pfefferminztee trinken, und der Papst das Kondomverbot lockert. Und so mosert er weitet über die soziale Kälte, die mit mäßigem Erfolg die Erderwärmung ausgleicht.

Aber nun kommt ja Frau Masuth, die ohnedies alles besser kann. Und Uli Masuth packt in der Zwischenzeit mal ein. Auf die Fortsetzung des teilweise dunkelschwarzen Humors und dem vor Sarkasmus schier triefenden Programms darf man gespannt sein.

Acher und Bühler Bote 16.5.2011

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