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Allgäuer Zeitung

Kempten. „Das Kabarett glaubt an nichts. Ein Kabarettist darf auch nichts hoffen. Dafür spielen Triebe durchaus eine Rolle.“ So die Kurzfassung des Masuthschen Berufs-Bekenntnisses: eine zynische Abwandlung der Grundwerte-Einheit des heiligen Paulus – Glaube, Hoffnung und Liebe. Einem Kabarettisten ist eben nichts mehr heilig.. Denn seit den Tagen des Urchristentums ist auf der Welt einiges passiert, – und passiert immer noch- was diesen Wandel von Werten nachvollziehbar erscheinen lässt. Zumindest als Arbeitsprinzip auf der Kabarettbühne. Ein Schuss Tucholsky, eine Prise Freud, eine One-Man-Show wie bei Hildebrandt: Mit diesen Zutaten würzt Uli Masuth seine Polit-Satire. Und die Zuhörer im Kleckssaal am Hofgarten ließen sich gut unterhalten dabei. Wer allerdings auf schlüpfrige Enthüllungen hoffte, wie sie das Motto andeutet, wurde eines Besseren belehrt. Als seinen heimlichen Spieltrieb zum Beispiel verrät Masuth das Klavierspiel (und gibt auch gleich ein Clayderman- Stückchen zum Besten). Anderes Beispiel von Triebhaftigkeit: Der Hang zum Fantasieren. Bei Erwachsenen so gut wie ausgestorben. Außer bei G.W.Bush, glaubt Masuth – „was der zwecks Anstiftung seines Irak-Kriegs alles zusammenfantasiert hat …“ Oder der Fresstrieb bei Kindern, deren Fettleibigkeit von Masuth mit einem peinlich überzogenen Tiervergleich illustriert wurde. Hübsch dagegen die Pointe zur deutschen Bildungsmisere: Sie kann gar nicht so schlimm sein, wenn AI Quaida die eigenen Leute in Hamburg studieren lässt. Stichwort Kulturmanagement: Wer die Bundesagentur für Arbeit anruft, wird auf eine Telefon- Warteschleife mit dem Peggy-March-Song gelegt: „Mit 17 hat man noch Träume.“ Welchem seiner Triebe der gelernte Kirchenmusiker Masuth bei der Zugabe, einem Erik-Satie-inspirierten Klavierstück, Futter gegeben hat, blieb der Fantasie des Zuhörers überlassen. Der Titel lautete: „Ein südfranzösisches Murmeltier träumt vom Fliegen.“ Rainer Schmid

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