„Mein Leben als ICH“

Jeder für sich, Gott für uns alle - ist ein geflügeltes Wort, das den ganz normalen Egoismus beschreibt. Ob das auch eine Welt im Corona-Fieber zusammen hält? Was ist los in einer Zeit, in der sich die Mitmenschen zunehmend aus den Augen verlieren oder als Bedrohung empfinden? Eine Zeit, in der Ängste wachsen und Ablenkung immer größer geschrieben wird? Eine Zeit, wo amerikanische Egomanen abgewählt werden und sich bayrische Egomanen Hoffnungen aufs Kanzleramt machen, eine Zeit, in der sich Menschen beim Schönheits-Doc unters Messer legen, um ihre ICH-Performance zu optimieren und das alles nur, um dann noch mehr Selfies ins Netz zu stellen? „I first!“. Ganz viel „I“. Analog zu iMac, iPhone, iPad. Aber spiele ICH eigentlich noch eine Rolle, in MEINEM Leben und im großen Ganzen? Und wenn ja, welche?

Wie gut, dass Masuth ein fantastischer Beobachter, ein bissiger Formulierer und Meister des rabenschwarzen Humors ist, der natürlich auch die Schwächen des Gutmenschentums bloßlegt und gewaltig gegen den Strich bürsten kann.

Um mit der Stimme einer Zuschauerin zu sprechen: „Herr Masuth, Ihre leise Lesart wirkte umso tiefgängiger, Ihre Unaufdringlichkeit umso eindringlicher. Ihre charmante, augen­zwinkernde Form nahm den feinsinnig dargelegten Fakten die Schwere. Mein Fazit: Eine weise, nachsichtige, achtsame und authentische Momentaufnahme - wider Erwarten gut verdaubar!“

Uli Masuth rechnet in seinem stets aktualisierten Programm mit modernen Persönlichkeits­strukturen ab - sich selbst und das Publikum eingeschlossen. Denn - auch wenn es der Titel nicht vermuten lässt - in "Mein Leben als ICH" geht es auch um Sie, sagt Uli Masuth. Dabei meistert er den Spagat zwischen rabenschwarzem Humor, Charme und Tiefgang mit Bravour.

Ein Kabarett-Abend mit Musik, ohne Gesang, politisch.

Co-Autorin und Regie: HILDE SCHNEIDER